Bewegung im Rollstuhl

Für Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, ist die notwendige sportliche Betätigung nicht immer ganz einfach. Einige Sportarten wurden schlicht adaptiert. Schießsport lässt sich mit einigen Anpassungen mit und ohne Rollstuhl durchführen. Rollstuhlrennen sind inzwischen paralympische Disziplin geworden. Tischtennis oder Rollstuhl-Basketball sind mindestens genauso spannend, wie bei den Nichtbehinderten.

Wir haben jetzt endlich einen Sport gefunden, der zu dem Namen Mobil mit Behinderung passt.

Die Disziplin erinnert schon fast an die römischen Gladiatorenkämpfe: Rollstuhl-Rugby.
Alleine die gepanzerten Wettkampf-Rollstühle lassen schon erahnen, mit welch brachialer Intensität die Sportler aufeinander prallen. Stürze sind dabei an der Tagesordnung, wobei Verletzungen selten schlimmer, als eine kleine Schramme sind. Ringen, Judo, oder auch Hand- oder Fußball haben ein deutlich höheres Verletzungsrisiko.

Spielsituation: Mehrere Männer im Rollstuhl. Einer hält einen Ball hoch, um ihn zu werfen.

Die ständigen Kämpfe, die Menschen mit Behinderungen mit Behörden, Krankenkassen und Versicherungen austragen, spiegeln sich in diesem Sport wider.

Ursprünglich wurde Rollstuhl-Rugby für Tetraplegiker entwickelt, da es für diese Gruppe von behinderten Menschen nur wenige geeignete Sportarten gibt. Geschützt durch die gepanzerten Rollstühle können Frauen und Männer gleichzeitig teilnehmen – und die Sportlerinnen lassen sich von ihren männlichen Mitstreitern nicht die Butter vom Brot nehmen. Im Gegenteil, dem Autor dieses Berichts kam es jedenfalls so vor, als würden diese sich noch einen Tick gewagter ins Getümmel stürzen.

Mannschaftsfoto: Mehrere Männer in gelben Trikots in Rollstühlen sitzend. Dahinter Männer und Frauen stehend.

Deswegen war es uns eine besondere Freude, die Rollstuhl-Rugby-Mannschaft Griffins aus Karlsruhe zu unterstützen.

Das Wappentier der Mannschaft, der legendäre Greif, ist ein mythisches Wesen mit dem Körper eines Löwen, dem Kopf eines Raubvogels, mit mächtigem Schnabel und gewaltigen Klauen – alles in allem ein ziemlich wehrhaftes Wesen.
Was passt besser zu den vielen Sträußen, die Menschen mit Behinderungen tagtäglich mit ihrer Umwelt auszufechten haben?

Auf dem letzten Turnier haben die Griffins jedenfalls in drei Spielen drei Siege eingefahren – eine tolle Leistung, zu der wir herzlich gratulieren!

Dabei kommt es den Mannschaften gar nicht so sehr auf das Siegen an. Es ist schön, sich im Wettbewerb mit anderen zu messen. Aber die Freude am gemeinsamen Spiel, die Kameradschaft, das ist die wahre Motivation dieser privat gar nicht so aggressiven Menschen.

Spielsituation: Mann in speziellem Rugby-Rollstuhl mit gepanzerten Rädern.

Leider finden sich nur selten Menschen dazu, diesen Sport einmal auszuprobieren. Um überhaupt Turniere auszurichten, werden die Teams mit Paraplegikern oder sogar nicht Behinderten aufgefüllt. Wenn eine Mannschaft trotzdem nicht genügend Aktive zusammenbringt, dann leiht man sich gegenseitig Spieler:Innen aus.
Alles kein Problem, schließlich geht es um den Spielspaß.

Sollte dieser Bericht dazu führen, dass (idealerweise) Tetraplegiker:Innen mehr über diesen faszinierenden Sport wissen möchten, dann schaut doch mal auf der Homepage der Griffins vorbei:
http://tvknielingen.de/abteilungen/rollstuhlrugby.

(Alle Fotos: Daniel Sanchez/MMB)