10 Zentimeter trennten mich von einer Mauer. Ganze 10 Zentimeter – die mir klar machten, dass sich mein Leben jetzt entscheidend ändern muss. Was war passiert?

Ich übersah eine Baustelle und konnte meinen Wagen nur mit Hilfe meines Sohnes stoppen. Eine Gefahr, die ich aus Angst davor, meine Mobilität zu verlieren, in Kauf nahm und meine Familie einem großen Risiko aussetzte. Musste ich meine Mobilität aufgeben?

Ich suchte im Internet nach Gleichgesinnten und fand diese auch. Durch deren Erfahrung war ein für meine Behinderung passendes System schnell gefunden. Ein gut begründeter Antrag beim Kostenträger wurde gestellt und ist glücklicherweise auch bewilligt worden. So habe ich meine Mobilität der Hilfe behinderten Menschen zu verdanken, die ich nicht einmal kannte. Ich beschloss: Diese Erfahrung muss erhalten bleiben.

Folgerichtig entstand das Rollinet(t) als zwangloser Zusammenschluss zum Erfahrungsaustausch per eMail. Dieser Kreis wuchs schnell an und war nicht nur auf die Pfalz beschränkt. Die Kontakte erstrecken sich über ganz Deutschland und selbst in der Schweiz und in Österreich hat das Rolli-Net(t) Mitglieder. Aber das Rolli-Net(t) – mit seinem schier unerschöpflichen Erfahrungspotential – konnte nicht die Basis sein, um die allgemeine Mobilitätsproblematik behinderter Menschen zu lösen. Ein Verein musste gegründet werden.

Der Name Mobil mit Behinderung (MMB) fand großen Zuspruch im Rollinet(t) und so begann eine kleine Gruppe damit, eine Satzung auszuarbeiten. Im Mai 2001 war es endlich soweit – der Verein war formiert und gegründet. Wie schon zuvor im Rolli-Net(t), schnellten die Mitgliederzahlen steil in die Höhe.

Seit Juni 2001 ist Mobil mit Behinderung ein eingetragener Verein und als mildtätig anerkannt. Die Mitgliederzahl hat sich inzwischen vervielfacht und die Tendenz ist weiter steigend. Rollinet(t)- und MMB-Mitglieder sind fast alle behindert oder Angehörige von Behinderten, denen eines ganz wichtig ist: individuelle Mobilität.

Innerhalb des Vereins haben sich inzwischen Teams gebildet, die an speziellen Aufgaben arbeiten. So gehört die Zusammenarbeit mit Umbauern genauso dazu wie Gespräche mit Politikern, um dort das Bewusstsein über die Bedeutung der Mobilität für behinderte Menschen zu fördern. Das immer noch zugrunde gelegte „Rendite-Denken“ muss ein Ende haben. Es darf nicht sein, dass nur die individuelle Moblität bestimmter Gruppen innerhalb der großen Gemeinschaft der Behinderten staatlich gefördert wird.

Stellen Sie sich folgendes vor: Nach 40 Jahren Arbeit gehen Sie in Rente und erfahren einen Tag später einen folgenschweren Unfall oder eine Krankheit, die Sie in den Rollstuhl zwingt. Niemand wird Sie unterstützen! Mobilität wird so sehr schnell zu einem nicht finanzierbaren Traum.

Oder denken Sie an eine Hausfrau, die sich ein Leben lang für die Familie aufopfert. Verliert sie ihre Mobilität, erhält sie keinerlei staatliche Unterstützung – ist das sozial gerecht?

Besonders schlimm trifft es Familien mit behinderten Kindern. Sie haben kaum eine Chance, wenigstens ihre Mobilität „normal“ wahrnehmen zu können. Wohin mit dem großen, schweren Elektro-Rollstuhl? Nicht nur Familienausflüge und Urlaubsfahrten, sondern auch ganz alltägliche Unternehmungen wie Einkaufsfahrten und Arztbesuche werden für diese Familien extrem aufwändig oder sogar unmöglich.

Helfen Sie uns, unsere Ziele zu verwirklichen. Werden Sie Mitglied bei Mobil mit Behinderung e. V.

Heinrich Buschmann, Vorsitzender