Warum einfach, wenn man es doch so herrlich verkomplizieren kann? Unseren rollstuhlpflichtigen Mitmenschen könnte es ja langweilig werden.
von Robert Schneider
Menschen, die zumeist auf Rädern unterwegs sind, sollten eigentlich mit zusätzlichen Rädern gut klar kommen. Unsere Mitglieder verreisen genauso gerne, wie die, die Schusters Rappen besser nutzen können.
Auch die Deutsche Bahn hat den Kunden mit Behinderung entdeckt und versucht ihm das Leben so kurzweilig, wie möglich zu machen. Da gestaltet sich eine Zugabfahrt, die eine Minute vor Dienstbeginn des Mobilitätsservices stattfindet schnell zum Abenteuerurlaub. Defekte Aufzüge erfreuen sich durch farben- und klangfrohe Einsätze von freiwilliger oder Berufsfeuerwehr zur Treppenüberwindung ebenfalls steigender Beliebtheit.
Ganz besonders nett ist es, wenn mehrere Rollipiloten gemeinsam verreisen. Da bemüht sich der Dienstleister nach besten Kräften, einen erstklassigen Immobilitätsservice zu bieten. Aber auch das ist durchaus noch steigerungsfähig.
Eines unserer Mitglieder berichtet uns von einem neuen Zeitvertreib, den der größte Reiseveranstalter Deutschlands speziell für seine besonderen Gäste in Zusammenarbeit mit Privatbahnen anbietet – der Bahnkonfusion. Unser bahnerprobtes Mitglied beabsichtigte eine Fahrt, bei der ein Umsteigebahnhof nicht ganz barrierefrei ist. Normalerweise ist das überhaupt kein Problem, die Anmeldungen bei der Mobilitätszentrale der Deutschen Bahn funktionieren auch über ein Internet-Formular. Pünktlich zum ersten Februar bekam auch dieses Internet-Formular ein neues Gesicht. Nun meldet man nur noch Start- und Zielbahnhof an, die entsprechenden Zwischenstationen werden automatisch benachrichtigt – solange sie von der Bahn selbst betrieben werden. Nun wird aber ein Teil der Strecke von einer Privatbahn betrieben. Prompt wurde unser Mitglied freundlich gebeten, sich für diesen einen Umsteigevorgang doch bitte beim privaten Betreiber der Teilstrecke anzumelden. Begeistert von diesem neuen Service wurde sofort die Privatbahn kontaktiert, um den Umsteigevorgang dort anzumelden. Zu seinem unbändigen Vergnügen erhielt unser Mitglied auch sofort Antwort: „… die Verantwortung für das barrierefreie Umsteigen liegt bei DB Station und Service …“. Man möge sich doch vertrauensvoll an die (kostenpflichtige) Telefonnummer: 0180 … wenden.
Nun hat unser Mitglied mit zwei Telefonaten gleich zwei vergnügliche Schreiben erhalten, die ihm die Zeit verkürzen, bis es herausgefunden hat, wer ihm nun beim Umsteigen hilft.
Das ist Service, wie wir ihn lieben!
Ob und wie die Fahrt vonstatten ging, erfahren wir noch.
Nachtrag – Rückmeldung unseres Mitglieds: „Die Fahrt hat tatsächlich reibungslos funktioniert. Umso fraglicher, warum man da so einen Tanz vorher aufführen musste …“