Verena Bentele war eine Behindertenbeauftragte zum Anfassen. Sie pflegte nicht nur den Dialog mit den großen Verbänden, sondern sprach auch mit Vereinen, wie dem MMB. Als erfolgreiche Sportlerin und Paralympionikin war auch die Person Bentele vielen Menschen ein Begriff. Bei dem ewig andauernden Prozess der Koalitionsfindung kamen die Themen der Menschen mit Behinderung mehr oder weniger unter die Räder. Es ist nur zu verständlich, dass Bentele es nicht lange aushielt, so in der Luft zu hängen. Sie begann, sich nach einer Tätigkeit umzusehen, die ihrem aktiven Naturell mehr entsprach.

von Robert Schneider

Ihr Nachfolger, der ebenfalls von der SPD aufgestellt wurde, hat eines mit ihr gemeinsam: Auch Jürgen Dusel hat eine Behinderung. So weiß er zumindest aus eigener Erfahrung, wovon er spricht.

Damit enden aber auch die Gemeinsamkeiten. Der in Würzburg geborene Jurist und Verwaltungsfachmann hat in Heidelberg studiert und sein zweites Staatsexamen am OLG Stuttgart abgelegt. Zuletzt war Dusel Landesbehindertenbeauftragter in Brandenburg.

Mit den komplexen Gesetzestexten und Verwaltungsvorschriften sollte Jürgen Dusel leicht klar kommen. Auch den gut bezahlten Juristen der Heimbetreiber und Kostenträger könnte er Paroli bieten. Diese versuchen allzu gerne, die eine oder andere Hintertür in den Gesetzen zu verstecken, die weniger Ausgebuffte schon mal überlesen. Man spricht dieselbe Sprache. Mal sehen, was er daraus macht.

Der neue Beauftragte der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung (Wie breit sind nur seine Visitenkarten?) hat ganz oben auf seiner To-Do-Liste das Thema Barrierefreiheit stehen. Er möchte erreichen, dass beispielsweise der soziale Wohnungsbau generell barrierefrei ist. In einem Interview mit dem SWR stellte er klar, dass Barrierefreiheit weniger eine Kosten- als eine Einstellungsfrage. „Das wird einfach vergessen. Da muss man etwas an der Haltung verändern„, so der zweifache Familienvater.

Jeder sollte das Recht haben, selbst zu bestimmen, wo er lebt.

Ein hehres Ziel, Herr Dusel. Wir dürfen gespannt sein, was sie bewegen werden und wünschen Ihnen viel Erfolg dabei.