Kapitänin, die Ertrinkende rettet, wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung verhaftet

von Robert Schneider

Im internationalen Seerecht ist jeder verpflichtet, Menschen aus Seenot zu retten, einmal ganz abgesehen davon, dass es ein Gebot der Menschlichkeit ist. Dabei ist es vollkommen unbedeutend, wie die Person in Seenot geraten ist. Ein Kapitän, der an einem Ertrinkenden vorbei fährt, ist die längste Zeit Kapitän gewesen.

(Symbolfoto: Pixabay)

In Italien scheint dies nicht mehr zu gelten. Dort gelten Menschen in Seenot nur als solche, solange sie in (internationalem) Wasser sind. Sobald sie an Bord genommen wurden, mutieren sie auf wundersame Weise zu potenziellen illegalen Einwanderern. Nun gibt es die Organisation Sea Watch. Diese möchte die Zahl derer, die sich in kaum seetüchtigen Booten aus ihrer Heimat zu retten versuchen, davor bewahren, als Wasserleiche irgendwo angespült zu werden. An sich ist das ein löbliches Unterfangen. Für klein Fritzchen ist es einleuchtend, dass eine Seenot-Rettung damit abschließt, dass gerettete Menschen irgendwann an Land abgesetzt werden.

Nun ist ein italienischer Innenminister natürlich nicht klein Fritzchen. Er hat kein Problem damit, wenn Ertrinkende irgendwo aus dem Wasser gezogen werden, solange es kein italienisches Wasser ist. Menschen, die in italienischem Wasser schwimmen – siehe oben.

Mit dieser Auffassung ist er nicht alleine. Der Chef seines US-Kollegen hat das Prinzip noch verbessert. Menschen, die im Rio Bravo schwimmen, sind ganz normale Schwimmer. Schwimmen sie im Rio Grande, sind es gefährliche illegale Einwanderer und zum Abschuss freigegeben. Dass es sich um ein und dasselbe Gewässer handelt, das sind nach seiner Meinung „Fake News“.

Doch zurück nach Italien. Hier wurde die Kapitänin eines Schiffes, die sich erlaubte, Menschen nicht nur aus Seenot zu retten, sondern zu einem nahe gelegenen Hafen zu bringen, wegen Beihilfe zur illegalen Einwanderung verhaftet und ihr Schiff beschlagnahmt. Außerdem droht ihr eine Geldstrafe von 50000 Euro und eine Haftstrafe. Ob das hilft, den maroden italienischen Haushalt zu retten, den der ehrenwerte Herr Innenminister mit versaubeutelt hat?

Meinen Hut ziehe ich vor der Kapitänin des Rettungsschiffs. Sie hat ihre Freiheit, ihr eigenes Vermögen und ihr Schiff riskiert, um Menschenleben zu retten – wie es für jeden guten Seemann und jede gute Seefrau selbstverständlich ist.

Danke Carola Rackete!