Ein tiefes, schwarzes Loch ohne Perspektive.

von Robert Schneider

Ob seit Geburt oder durch Krankheit oder Unfall – ein Kind mit einer Behinderung aufzuziehen, ist für jede Mutter eine Herausforderung. An einen Job ist nicht zu denken, als Mutter ist man 24 Stunden im Dienst. Erst, wenn das Kind mal im Kindergarten ist, gibt es eine Verschnaufpause. Außer das Kind hat eine Behinderung. Mutterschutz fällt aus, eine Rückkehr in den Beruf ist nicht möglich. Das Kind erfordert alle Aufmerksamkeit und Liebe. Der nächste Spagat ist angesagt, wenn noch weitere Kinder da sind. Die fühlen sich schnell zurückgesetzt.

Ich höre schon wieder die Stimmen: „Gib die Blage doch ins Heim, das ist ja unzumutbar!“ Fast alle Mütter entscheiden sich, ihr Sorgenkind zu Hause zu pflegen. Die Frage stellt sich gar nicht. Da sind diese Momente, wenn das Kind reagiert, wenn es durch kleine Signale zeigt, dass es die Mutter wahrnimmt. Das Erlebnis, wenn das Kind einen mikroskopischen Fortschritt schafft, durch einen Blick, ein Lächeln so viel Liebe zurück gibt.

Leider haben gerade mehrfach schwerstbehinderte Kinder keine hohe Lebenserwartung. Dann passiert das Schlimmste, das Eltern passieren kann. Sie müssen ihr Kind begraben.

Dort, wo bis vor Kurzem noch ein Lebensinhalt war, ist jetzt ein tiefes, schwarzes Loch. Aber das ist noch nicht das Schlimmste. Jetzt kommt zur Trauer noch die Existenzangst. Den Job hat man aufgegeben, um sich um das Kind zu kümmern. Mit Sozialhilfe, Pflegegeld und ein paar Zuschüssen kam man einigermaßen über die Runden. Doch das fällt jetzt weg. Die Wohnung ist plötzlich zu groß, das Sozialamt rechnet Quadratmeter pro Person und kürzt sofort. Vielleicht hat man durch Stiftungen ein behindertengerechtes Auto bekommen. Das ist auf einmal KFZ-Steuer-pflichtig und außerdem viel zu groß.

Ein zweiter Verdiener könnte das Schlimmste abfangen. Dumm, wenn des es irgendwann nicht mehr ausgehalten hat und verschwunden ist. Vielleicht hat er noch Unterhalt gezahlt, aber der fällt jetzt auch weg.

Fallen gelassen und weggeworfen, so kommt sie sich vor. Nach so vielen Jahren kann sie auch nicht mehr so leicht in den Beruf zurückkehren.

Hier für eine gewisse Zeit bei der Überbrückung zu helfen, das wäre doch eine Aufgabe für unsere Politiker.

Oder sehe ich das falsch?