Ich habe mir selbst eine Regel auferlegt, nämlich in dieser Kolumne parteipolitische Themen außen vor zu halten. Was aber eine rechte Partei, die neu im Bundestag ist, mit ihrer kleinen Anfrage ausgelöst hat, bringt mich dazu, diese Regel zu brechen.

von Robert Schneider

In dieser kleinen Anfrage an die Bundesregierung wird behauptet, Behinderungen entstünden vornehmlich durch Fortpflanzung innerhalb der Familie. Dazu wird noch gefragt, wie viele dieser Behinderungen bei Menschen mit Migrationshintergrund auftreten würden. Ein Sturm der Entrüstung zog sich durch die sozialen Medien. Ziel erreicht! Die ganze Republik spricht über diese rassistische Äußerung, die an das dunkelste Kapitel deutscher Geschichte erinnert.

Heinrich Buschmann zeigte in einem Brief an die Mitglieder des MMB seine Empörung über die Geschichte, wie auch seine Besorgnis, dass sich die Gesellschaft wieder in diese Richtung entwickeln könnte. Einige MMB-Mitglieder schilderten als Reaktion auf den Brief ihre Erlebnisse. Sie wurden angefeindet, einem Mitglied wurde sogar angedroht, ihm die Arme zu brechen, wenn es mit seinem Rollstuhl nicht von der Straße wegbliebe. Ich kann mich erinnern, als ich mit dem Handbike unterwegs war, dass ein Kind seine Mutter fragte, was denn der Mann da für einen komischen Wagen hätte. Die Antwort der Mutter: „Geh da weg, der ist krank!“

Viele von uns können von ähnlichen Erlebnissen berichten. Doch gleichzeitig bemerken wir, dass die Allgemeinheit viel selbstverständlicher mit uns umgeht, als noch vor einigen Jahren. Solche Vorkommnisse zeigen uns, dass der Weg zur Inklusion noch weit ist. Doch das soll uns nicht abhalten, durch eigenes, unerschrockenes Beispiel die Inklusion weiter in die Köpfe und Herzen der Menschen zu tragen.

Lassen wir uns durch solche Ereignisse nicht beirren, sondern zeigen wir, dass wir nicht nur da sind, sondern dass in Zukunft mit uns zu rechnen ist – bis es auch die Rechten endlich kapieren.

… und wer sich noch einmal richtig ärgern möchte, kann die kleine Anfrage hier nachlesen.