Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich diese Kolumne schreibe. Aber wenn mich etwas ärgert, dann mache ich genauso wenig ein Hehl daraus, wie ich mich freue, Positives zu vermelden. Diesmal bin ich mehr enttäuscht, als sauer. Sauer war ich erst, sogar stinksauer. Die Enttäuschung ist geblieben.

Von Robert Schneider

So ein Verein hat etwas von einer Familie, beim MMB sogar von einer ziemlich großen Familie. Wie in jeder Familie, hat jeder seine Aufgabe, um den Laden am Laufen zu halten. Da müssen auch schon mal die Kinder mit ran. Tisch decken, sein Zimmer aufräumen, die getragene Wäsche in den Wäschekorb tun, jeder wie er kann.

Wenn eine gemeinsame Veranstaltung oder eine größere Feier anstand, dann mussten alle mit anpacken. Mich hat es als Kind immer genervt, wenn mein Zimmer zum Esszimmer umfunktioniert wurde. Dafür hatte ich aber den Rest des Jahres ein großes Zimmer für mich.

Die Analogie ist gar nicht so daneben, denn so ein behindertengerecht umgebautes Auto ist in der Regel auch eine Nummer größer, als die übliche Familienkutsche.

Aber kommen wir zum Thema: Vor kurzem hat eine Bank einen Betrag von 1000 € für die 200 Vereine ausgelobt, die die meisten Mitglieder zusammenbringen, auf ihrer Webseite für ihren Verein abzustimmen. Damit nicht besonders pfiffige Zeitgenossen ein paar hundert mal abstimmen, sollte man seine Handy-Nummer angeben. An dieses Handy wurde ein Code geschickt, der auf der Seite eingegeben wurde und man war gezählt.

Alles in allem eine Sache von nicht einmal zwei Minuten und kein Ding, für das ein Hochschulabschluss nötig ist. Prima, dachten wir uns, mit über 4000 Mitgliedern haben wir eine gute Chance, eine Familie einen Schritt näher zu ihrer teuren Mobilität zu bringen.

„Dachten wir uns“ trifft es ziemlich genau, denn beim Denken blieb es auch. Etwas über 180 Stimmen wurden gezählt. Ich selbst habe meine Frau und meine Kinder zum Mitmachen bewegt. Wenn ich den Vorstand und die Berater mit ihren Familien dazu rechne, dann kommt das ungefähr hin, mit der Anzahl der Stimmen.

Dabei haben wir alle angemailt, die Sache erklärt und in den sozialen Netzwerken die Werbetrommel dazu gerührt. Die Resonanz unserer Mitglieder blieb, gelinde gesagt, übersichtlich.

Manchmal frage ich mich wirklich, warum wir uns im Wortsinne den Körperteil aufreißen, mit dem wir unsere Sitzkissen plattdrücken und wenn wir euch mal um zwei Mausklicks bitten, kommt noch nicht einmal das Schwarze unterm Fingernagel zurück.

Es geht nicht um die 1000 €, die ohnehin einer Familie zugute gekommen wären, die sich mit der Finanzierung schwer tut.
Es geht darum, dass der MMB eine Solidargemeinschaft ist und Solidarität ist nun mal keine Einbahnstraße. Wenn nur die Familien, die im vergangenen Jahr mit unserer Hilfe mobil wurden oder blieben, mit abgestimmt hätten, wäre unser Ergebnis oben herausgeschossen.

Solidarität bedeutet nicht, macht mal, ich schaue gerne zu. Ein kleiner Mausklick, das war alles, worum wir baten. Dass die Handynummern nur zum Zählen benutzt und im Anschluss an de Aktion wieder gelöscht werden, haben wir auch erklärt.

Ich mag jetzt aber weder Entschuldigungen noch Erklärungen lesen. Lasst einfach beim nächsten Mal, wenn wir euch um einen kleinen Gefallen bitten, eure Taten sprechen.